Der Berliner Roland Stratmann ist ein virtuoser Zeichner, ein vielseitig denkender und vielschichtig arbeitender Künstler. Eines seiner bevorzugten Materialien sind Postkarten, und zwar sogenannte „gelaufene“, also beschriftete, frankierte und verschickte Postkarten, die er in großer Zahl sammelt und, sinnfällig gruppiert, mit der Schriftseite zu seinen Bildhintergründen macht. Die darauf entstehenden naturalistischen Tuschezeichnungen verbinden sich mit den Texten der Postkarten und den farbig und prominent ins Bild gesetzten Titelzeilen zu höchst komplexen Bild-Text-Kombinationen. Sie vereinen konzeptionellen Hintersinn, Bild- und Sprachwitz, Augenlust und intellektuelle Herausforderung und widmen sich dabei auch noch höchst ernsthaften Themen wie der deutschen Geschichte, dem Kolonialismus oder dem Artensterben. In ausgefeilten Collagearbeiten nimmt sich der Künstler auch der Bildseiten von Postkarten an, aus denen er spannend verschränkte, mehrschichtige Rätselbilder zaubert, die ihre gegenständlichen Ursprünge (seien es Architekturen, Tiere, Landschaften, Masken, Gefäße oder Skulpturen) fast vergessen machen, sie jedenfalls genauso anarchisch wie höchst ästhetisch transformieren. Roland Stratmanns Werke werden international ausgestellt und sind in zahlreichen Sammlungen vertreten.
Das Gespräch mit mit Roland Stratmann beginnt um 15 Uhr. Der Eintritt ist frei.