Bereits seit zehn Jahren wird der Raum für Kunst über Libori jedes Jahr in eine kulturelle Oase verwandelt. An acht Tagen findet hier ein vielfältiges Kulturprogramm von Tanzpartys, über Lesungen bis zu Konzerten statt. Auch in diesem Jahr hat der Verein Labori e.V. vom 26. Juli bis zum 2. August wieder ein beeindruckendes Programm auf die Beine gestellt. So erwartet die Besucher:innen 2025 beispielsweise ein Konzert von Erobique, eine Lesung mit Frank Goosen und das Comedy-Programm Blind Date mit Timur Turga.
Für das HEFT sprach Sven Niemann mit den Vereinsmitgliedern Alyssa Mienert, Julia Grosser und Patrick Lüke über die Hintergründe und Ziele des Projekts.
Angefangen hat alles 2015 mit dem Wunsch Party zu machen. Im Raum für Kunst im Kamp 21 sollte zunächst eine Alternative zum Mainstream für die eigene Clique entstehen. »Das war aber nichts im Vergleich zu heute. Wir hatten kein richtiges Programm oder eine Schankerlaubnis. Wir haben den Raum einfach nur aufgemacht und gefeiert.« Das änderte sich schnell. Aus der exklusiven Party für den Freundeskreis ist in den letzten Jahren eine echte Institution für Kulturbegeisterte in Paderborn gewachsen. Ohne Förderung und große Spenden hat es der Verein geschafft, viele Highlights wie eine große Modenschau, eine Lesung mit dem Bestseller-Autor Eric Pfeil oder ein Konzert mit Rummelsnuff in Paderborn zu realisieren. Um die nötigen Strukturen hierfür zu schaffen, wurde 2017 der Verein Labori e.V. gegründet. Mittlerweile sind es 27 Mitglieder, die sich ehrenamtlich mit viel Leidenschaft für die bunte Kulturwoche in Paderborn engagieren. Mit den Einnahmen durch Getränke und Eintritt werden die Raummiete und die Gagen für die Künstler:innen finanziert. Ein zentrales Ziel des Vereins ist es, allen Besucher:innen einen sicheren Ort zum Feiern und ein alternatives Programm zu fairen Bedingungen zu bieten. »Wenn man sich Libori so anschaut, ist das schon echt eine sehr kommerzielle Veranstaltung geworden. Nicht jede:r fühlt sich zur klassischen Kultur zugehörig oder kann sich die zum Teil sehr hohen Preise leisten. Da war ganz schnell klar, wir bauen jetzt hier unseren eigenen kleinen subkulturellen Mikrokosmos auf.«
Bis dieser Kosmos am Kamp einsatzbereit ist, müssen die Mitglieder von Labori jedes Jahr viel Zeit, Energie und nicht selten den eigenen Jahresurlaub investieren. Der Raum für Kunst ist in seiner eigentlichen Funktion eine Galerie, welche die Auflagen der Stadt Paderborn für einen Klubbetrieb zunächst nicht erfüllt. »Markus Becker und der sogenannte Schall-Schutz-Jürgen haben ein dreistufiges System aus schweren Sandsäcken, Steinwolle und dicken Vorhängen extra für den Klubbetrieb entwickelt. Ohne dieses Gutachten wäre Labori gar nicht möglich. Der Raum wird quasi zweckentfremdet.« Dieser Lärmschutz muss jedoch jedes Jahr extra für die Labori-Festwoche eingerichtet werden. Der Raum für Kunst besitzt keine Klimaanlage und wenig Fenster zum Durchlüften. Abhilfe schafft da nur die schon jetzt zum Kult gewordene Slush-Maschine an der Bar und der metergroße Ventilator, den die Laboris vor ein paar Jahren von Schall-Schütz-Jürgen übernommen haben. Für das Vereinsmitglied Susi hingegen gehört das Feuchtbiotop im Hochsommer einfach dazu. »Ganz ehrlich. Wenn Labori stattfindet, könnt ihr da keine Klimaanlage einbauen. Das ist Subkultur. Da muss geschwitzt werden.«
Jeweils eine Woche vor und nach Labori sind für diesen aufwendigen Auf- und Abbau nötig. Die Planung des Programms beginnt bereits im Januar. Dass sich der Aufwand dennoch lohnt, zeigt das enorme Feedback der Besucher:innen. Ein Einlassstopp bei den Partys und ausverkaufte Veranstaltungen waren in den letzten Jahren keine Seltenheit. Ein Fan aus der Hauptstadt brachte es schließlich auf den Punkt. »Berlin will Subkultur sein, aber ihr seid es.« Dieser Eindruck ist sicherlich auch der aufwendigen Deko des Kollektivs Inuclea zu verdanken, die den Raum für Kunst immer wieder in eine visuelle Erlebniswelt transformieren. Das Design hierfür wird unter wechselnden Mottos wie der feuchtfröhlichen Unterwasserwelt 2023 (siehe Foto) individuell extra für den 8-Tage-Kultur-Marathon entworfen. In diesem Jahr lautet das Motto »FREUSTAAT LABORI«. Hierzu heißt es auf der Homepage des Vereins: »Der FREUSTAAT LABORI ist unser humanistischer Gegenentwurf: Ein utopisches Paralleluniversum für alle, die ausgelassen tanzen, lachen und kreativ sein wollen, ohne dass irgendjemand fragt, ob das »darf«. Hier ist Freude Staatsräson, Lachfalten sind Ehrenschmuck, und steife Regeln werden in Origami-Kraniche verwandelt. Oder wie unser Freustaat-Wappen sagt: »Celebratio, Risus, Saltatio « (Feiern, Lachen, Tanzen).«
Weitere Infos und Tickets gibt es unter https://www.labori.org/programm