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Ausstellung

Nach China? Das Fotoalbum des Hugo von Königslöw

Im Frühsommer 1898 bricht Bergassessor Hugo von Königslöw mit einer Gruppe deutscher Bergleute zu einer kolonialen Expedition nach China auf. Im Auftrag der Schantung-Bergbau-Gesellschaft sollen die dortigen Kohlevorkommen erkundet werden. Die Rückreise führt ihn über die USA 1901 zurück nach Deutschland. Seine Reise hat von Königslöw in einem Fotoalbum dokumentiert. Das Album enthält eine Mischung aus privaten, selbst fotografierten Amateuraufnahmen, die Land und Leute zeigen, sowie hinzugekauften professionellen Aufnahmen des Stadtbilds der jungen deutschen Kolonialstadt Tsingtau.
Als Reisedokumentation illustriert das Fotoalbum ein Stück deutscher Kolonialgeschichte und indirekt die Verbreitung kolonialen Gedankenguts, das auch von Königslöw während seiner Zeit in der chinesischen Provinz angetrieben hat. Es ist gleichzeitig ein durchaus typisches Beispiel privater, um die Jahrhundertwende entstandener Fotoalben.
In Amerika erwirbt von Königslöw Landschaftsaufnahmen professioneller Fotografen für sein Reisealbum. Mit Felsformationen und Bergsilhouetten verdeutlichen diese Fotografien immer wieder auch das geomorphologische Interesse des Bergassessors. Aufnahmen aus dem Gold Belt, dem Goldgräber Gürtel in Colorado, zeigen Bergbausituationen und Siedlungen vom Reißbrett, vergleichbar mit Tsingtau. Neben der historischen Perspektive des Fotoalbums wirft die Ausstellung auch einen Blick auf das Tsingtau von heute; die im chinesischen Qingdao aufgewachsene Journalistin Charlotte Ming hat dafür Schauplätze des Albums im Jahr 2023 fotografisch dokumentiert.
Für Paderborn schließt sich mit der postkolonialen Sicht auf das China-Album des Hugo von Königslöw ein Kreis. Seit 1999 arbeiten die Universität Paderborn und die chinesische Qingdao University of Science and Technology erfolgreich zusammen. Kurz darauf gründeten beide Hochschulen in Qingdao die „Chinesisch-Deutsche Technische Fakultät“ an der chinesische Maschinenbau- und Chemiestudierende gezielt auf ein Folgestudium an der Universität Paderborn vorbereitet werden. Eine enge wirtschaftliche Zusammenarbeit bildet die Basis für eine bereits über zwei Jahrzehnte währende Kooperationsvereinbarung zwischen beiden Städten.
Die Ausstellung ist bis zum 27. April während der Öffnungszeiten des Stadtmuseums geöffnet, immer dienstags bis sonntags, jeweils in der Zeit von 10 bis 18 Uhr.
(Foto: Qingdao 2023, Charlotte Ming)
https://www.paderborn.de/microsite/stadtmuseum/