Happy Birthday

»Ich bin jetzt 25«, sag‘ ich dir und ob ich denn auch feiere, fragst du mich.

Setzen Sie sich, wir singen ein Ständchen, lass‘ mich hochleben, tanzen zusammen und es gibt Nusskuchen, Käsekuchen, vegane Würstchen vom Grill und die sauer gefüllten Esspapier-UFOs als Tischdeko. Setzen Sie sich, ich sitze vor Kopf, ich bin das Geburtstagskind, wir trinken auf mich aus bunten Gläsern. Setzen Sie sich, es ist noch Platz frei, wir holen noch einen Stuhl, ein Glas Sekt vielleicht, einen Eierlikör oder Ouzo, fühlen Sie sich ganz wie zu Hause.

 

Die letzten Jahre blieb das aus. Die letzten Jahre wurde ich älter und habe im kleinen Kreis darauf angestoßen, einen Monat lang häppchenweise Geburtstag gefeiert. Das war nun mal so, groß feiern war nicht erlaubt und auch als es dann erlaubt war, war es nicht wirklich vertretbar. Und die Patchwork Familie ist auch ohne Anreise aus Köln groß genug, laut genug, betrunken, liebevoll und wunderschön. Da wird es selbst ohne Anhang eng am langen Esstisch, doch Nähe tut gut und diese erst recht. Das ist schön, das ist so schön, da solltest du wirklich mal dabei sein.

Und mit einem viertel Jahrhundert dachte ich, du könntest nun wirklich mal dabei sein. Ihr alle. Eine große Party, weil es jetzt nicht nur erlaubt, sondern auch vertretbarer ist. Eine wundervolle Mischung aus Familie, Freund:innen, Kolleg:innen. Eine kleine Zusammenführung meiner Liebsten, vielleicht kommt sogar der Teil aus Köln und ganz vielleicht sogar Marie. Die Schweiz bleibt wohl erstmal, wo sie ist, das ist okay. Doch bei der Planung im Voraus, bei dem Kalender Checken im April, bei den Gedanken und den fröhlichen Überlegungen sehe ich dann: Mein Geburtstag fällt auf einen Montag. Ein letzter Montag im wunderschönen Mai und es regnet.

 

Also keine Party, ein Kaffeetrinken vielleicht, ein frühes Abendessen gar, Sekt sowieso und wenn der Eierlikör schon mal kalt steht, dann kann der auch auf den Tisch. Mit 25 trinke ich jetzt Eierlikör und schäme mich nicht. Mit 25 gehe ich vor Mitternacht ins Bett. Mit 25 kommt ein neuer Wechsel, vom Master in die Arbeit, raus aus Paderborn, mit 26 auf jeden Fall woanders sein. Mit 25 okay damit sein, dass der Geburtstag an einem Montag ist und das Beste daraus machen und machen lassen. Mit 25 wieder einmal so dankbar für diese Familie, diese Menschen sein. Mit 25 dann den Geburtstag auf Festivals nachfeiern.

Ich hasse ja Festivals. Weil ich solche Menschenmengen nicht mag, vor allem nicht nach diesen 2 Jahren. Weil ich Anstehen nicht mag, weil ich Platz zum Tanzen brauch‘, und fröhliche Gesichter um mich herum. Weil ich aber vor allem Schlaf brauch‘ in der Nacht und ein warmes Bett. Ich hasse Festivals, wenn die Leute stinken und die ekelige Form von betrunken sind. Wenn die Menschen sich vergessen und andere zurücklassen. Wenn Rücksicht und Respekt klein geschrieben werden und es nur Fast Food gibt. Ich hasse Dixi-Klos, immer.

 

Aber dieses eine Festival, diese eine kleine, wunderbare, wertvolle »Orange Blossom Special«, dieses OBS, das tu‘ ich mir gerne an. Das ist geballte Liebe auf einem Fleck, das ist Unterstützung und Applaus, das ist Wohlfühlen und Genießen, das ist sogar ein bisschen Schlaf und wenn nicht, dann ist es schöne Schlaflosigkeit. OBS heißt Urlaub, Zelten am Fluss, Zähneputzen im Sonnenschein, Zurücklehnen und Musik überall und immer. OBS heißt Musik richtig hören und anständig wertschätzen, Neues kennenlernen, Wiedersehen, jedes Jahr aufs Neue und OBS heißt drei Tage lang auf den schlechtesten Witz des Jahres warten und dann »Gute Nacht, bis nächstes Jahr« sagen. OBS heißt Familie, heißt willkommen sein und bei der Hand genommen werden. Egal wie neu man ist, egal, ob man sich auskennt, egal, ob man sich kennt. Hier bist du eine:r von uns, eine:r vom bunten Haufen. Denn OBS heißt keine Unterschiede zu machen, keine Einschränkungen, kein Getuschel, keine Sorgen. OBS heißt, du darfst sein, wer du bist und wie du bist. Das »warum« ist egal, das »wann« ist genau jetzt, das »wo« ist genau hier. OBS heißt zwischen Tür und Angel noch kurz eine Zugabe, mit Kronleuchter und Schnapsbar auf der Bühne. Von Ente über Teddybär bis hin zum Fischreiher, bunte Bänder, schöne Sprüche und »Es müsste immer Musik da sein«. Hier geht’s um spontan Platten kaufen und sich im Glück verirren. Hier geht’s ums Runden holen, jede:r ist mal dran, Pfand spenden für Viva con Aqua. Hier geht’s um uns, ums Wir-Gefühl, darum, mit den Künstler:innen beim nächsten Act in der Menge zu tanzen. Sich selbst nicht zu wichtig nehmen aber wichtig genommen zu werden. Sonnencreme, Schatten und immer ein kühles Getränk in der Hand, Vater, Mutter, Kind, Oma & Opa. Hier geht’s um alle und vor allem geht’s um das: Raus aus dem Alltag, rein in die Musik, rein in den Genuss, in den Tanz, in das Glück. Mit gutem Essen und besseren Leuten den Lärm, die Stille, das Hier erleben.

 

Das OBS ist ein Versprechen. Ein Versprechen auszusteigen und zu pausieren, ein ganzes Wochenende nur zu lächeln und nicht nachdenken zu müssen. Ein Versprechen, dass es um dich geht, um uns, um diesen Trubel voller Herzlichkeit.

 

Mit 25 also ganz viel Liebe und Glück. Mit 25 dem Alltag entfliehen, Tapetenwechsel, Luft und Musik. Mit 25 50 x anstoßen und nicht einmal anecken. Mit 25 immer leichte Rückenschmerzen, dafür auch immer jemanden an meiner Seite.

Mit 25 die erste Woche feiern, dafür die zweite Quarantäne.

Aber dafür war’s schön.

Alles.

Happy, happy Birthday.

 

Sarah Lau