Setzen Sie sich. Oder wollen wir uns lieber duzen? Ich bin Sarah, damit wären wir beim »Du« und du darfst dich gern zu mir setzen und ein wenig verweilen. Der Kolumnentitel bleibt aber, das klingt einfach zu gut. Doch das hier wird persönlich, privat und da ist ein Du einfach angebrachter, finde ich.
Also das hier ist eine Kolumne, das ist auch neu für mich, normalerweise findet man mich auf Bühnen, wo ich Selbstgeschriebenes vorlese und um ehrlich zu sein, weiß ich noch nicht ganz, was hier passiert. Also lasst uns das gemeinsam angehen und erstmal schauen, was von uns verlangt wird. Der Duden gibt zwei Definitionen:
Nun, das ist wenig aussagekräftig und meiner Meinung nach auch ein wenig degradierend, bin ich doch nicht in eine einfache Druckspalte zu stecken. Wenn ich schon gegen Schubladendenken kämpfe und Vorurteilen aus dem Weg gehen will, scheint eine Spalte da wirklich nicht genug Platz für mich zu bieten. Zudem bin ich 173 cm groß und habe Schuhgröße 42 ½, das passt ja vorne und hinten nicht!
Das klingt schon besser. »Prominent« gefällt mir. Jemand sagte mal: »Wenn man es in Paderborn schafft, schafft man es überall.« Ich glaube, das war mein Verleger, der es eben in Paderborn geschafft hat. Vielleicht ist dieser Aussage dann nicht allzu viel abzugewinnen, wobei ich jedes Wort dieses Mannes in mein Gehirn schreibe und mir unbedingt merken will – er ist ein sehr kluger Mann, dieser Verleger, und sagt so gute Dinge. Und obwohl ich doch nie berühmt werden wollte, ist es schon schön, wenn man meinen Namen kennt. Nur unangenehm, weil ich den meines Gegenübers direkt wieder vergesse. »Hallo, schön Sie kennenzulernen« und weg ist er. Und auch die Bühne gefällt mir, die echte, mit Mikrofon und Licht, mit Lautstärke und Publikum, die gefällt mir gut, die fehlt. Doch das hier ist gut, denn irgendwo muss ich meine Gedanken loswerden, es wird langsam zu voll in meinem Kopf, dabei lebe ich erst 23 Jahre und habe die Hälfte davon bereits wieder vergessen oder verdrängt. Das Gehirn ist ein Wunderwerk und macht das schon gut so im Allgemeinen, doch den Geburtstag meiner besten Freundin, den würde ich mir schon gern merken können und nicht erst mit ihrer Einladung merken, dass der ja schon nächste Woche ist und ich noch gar kein Geschenk habe.
Doch wir driften ab. »Meinungsbeitrag« sagt der Duden. Meinungen habe ich viele und ich persönlich finde jede davon gut und richtig und wichtig, sie zu nennen. Das sieht nicht jeder so. Jede*r. Jetzt wird alles mit Sternchen geschrieben, um so viele Geschlechter wie möglich einzubeziehen. Ich finde das notwendig und es fällt mir mit jedem Mal leichter, das in meinem täglichen Sprach- und Schreibgebrauch einfließen zu lassen. Doch es gibt so viele, die nicht verstehen, warum und wie das helfen soll. Sprache ist so stark. Sie kann exkludieren und inkludieren, verstehen und verletzten. Da sollte es doch ein Anliegen aller Menschen sein, die gute alte deutsche Sprache auch ein bisschen zu verändern. Wir können nicht einerseits von »Willkommen« und »Inklusion« sprechen und wie schön bunt Deutschland sei, wenn die Worte, die wir sagen, Menschen ausschließen. Wir müssen sichtbar machen, was im Schatten steht, damit wir uns irgendwann alle im Sonnenlicht wälzen können. Die Sonne ist groß genug, wir können die ruhig teilen. Ich teil‘ auch gern meine Schokolade mit dir, wenn du magst, die ganze Tafel allein bekommt mir nicht gut. Ich bin ja auch nicht mehr die Jüngste, meine Zähne sind ganz empfindlich geworden gegen Hitze und Kälte und Süßes und ich bin auch empfindlich geworden und sehr vorsichtig auch. Ich passe auf, was ich sage, wie ich es sage und zu wem. Ich passe auf mich auf, wenn ich durch die Straßen laufe, ich mache die Musik leiser beim Einparken und drehe mich nach links und rechts und wieder links wenn ich die Straße überquere. Die Welt ist gefährlich und wir Menschen sind es auch. Lasst uns aufpassen, aufeinander und auf das, was wir tun und was wir sagen. Sagen wir lieber »Setzen Sie sich« statt »Stehen Sie auf«, denn sitzen ist bequemer und bietet so viel Möglichkeit zum Austausch, im Stehen ist man mit einem Schritt bereits aus dem Gespräch ausgetreten und lässt Verweilen unmöglich erscheinen. Also »Setzen Sie sich« oder »Setz‘ dich« gern zu mir, ich erzähle dir was und bin gespannt, was du dazu sagst. Doch bevor wir hier direkt einsteigen, sollte ich mich vielleicht erst einmal vorstellen:
Ich bin Sarah. Ich bin 23 Jahre alt und ein Maikind, ich liebe den Frühling und mag Regen nur, wenn er auf warmen Asphalt fällt und nicht in der Nacht auf mein Dachfenster. Mein erster Kater hieß Hugo und meinen ersten Kater hatte ich von zu viel Tequila. Ich studiere irgendwas mit Medien und bin mit meiner Zukunftsungewissheit momentan sehr zufrieden. Es lebt sich gut in Paderborn, meine Wohnung hat große Fenster in alle Richtungen verteilt und ich kann Menschen beobachten, ohne dass sie mich dabei erwischen. Ich gehe gern ins Kino, auch hier findet mein Voyeurismus größte Befriedigung und Trash TV ist für mich eine fantastische Art, mich zu entspannen. Ich bin sehr ungeduldig und übe mich noch immer im Unperfektionismus. Ich mag es, wenn Menschen lachen und sich wohlfühlen, ich fühl mich auch gern wohl und suhle mich in meinen Privilegien, doch jeder Schritt raus ist ein Schritt voran, also wird das ganze hier sicher nicht nur ein Wohlfühlprogramm.
Ich bin Sarah und das hier ist meine Kolumne. Meine erste also weiß ich noch nicht ganz, wohin die Reise geht. Doch das finden wir zusammen schon heraus und ich freu mich drauf, also bitte: »Setzen Sie sich«, jetzt geht es los.
handmade with by netfellows
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