Wenn man mir vorher gesagt hätte, ein Festival zu organisieren bedeutet mehr, als das eigene Lieblingsprogramm auf eine Bühne zu bringen und dann davor kostenlos mit Freund*innen feiern zu dürfen – ich weiß ehrlich nicht, ob ich das mitgemacht hätte.
All der Stress im Voraus. Die Meetings jeden Sonntag, die Planung in der Woche, die Kontakte, das Suchen und Überlegen. Die Absagen und Unsicherheiten. Die Hilflosigkeit und Fragen. Die Dinge, die über den Haufen geworfen werden. Das alles neben Uni und Job, neben Freundschaften und Bekanntschaften, neben Beziehung und Familie. Alles nebenbei und trotzdem an erster Stelle und plötzlich ist man mittendrin und Teil von etwas Großem und ganz plötzlich werden die Tage kürzer, die Wochen gestrichen, das Team kleiner und die Aufgaben für einen selbst immer größer. »Ich helf dir damit« wird schnell zu einem »okay, ich mach das alleine, nein alles gut, das klappt schon, ist in Ordnung.« Ein viel zu großes Team wird im Ernstfall plötzlich klein. Viel zu viele Aufgaben werden plötzlich dein und »in einem Monat ist es soweit« wird plötzlich zu morgen, zu jetzt, zu vorbei.
Wenn man mir all das vorher gesagt hätte – ich weiß ehrlich nicht, ob ich das mitgemacht hätte.
Aber ich bin froh, dass ich das gemacht hab.
Denn dieses kleine Team ist das beste, das ich kenne. Und jeder Fehler, jeder Stressfaktor wird schnell ausgebügelt und vergessen. Jedes Problem ist wirklich nicht schlimm und jedes größere wird kleiner gemacht und geschafft. Jede Hand packt mit an und auch wenn wir wenige sind, sind wir wirklich stark und haben Ideen und Spaß und machen uns gegenseitig gemeinsam fix und fertig und müssen uns trotzdem zum Feierabend zwingen. Jede Minute wird ausgekostet und voll mit schönen Komplimenten gepackt. Jedes Ohr hört dir zu, jeder Mund lächelt dich an, jeder Kopf steckt unter einer Decke und jede Schulter trägt mit. Jede Warnweste ist da, um dich zu beschützen, jedes Ticket wird gefeiert, jeder Schweißtropfen geehrt, jedem Sonnenbrand wird vorgebeugt. »Setz dich hin, ruh dich aus, ich mach hier erstmal weiter.«
Setzen Sie sich. Auf unsere Picknickdecken vor unsere Bühne auf der unsere Acts performen und auf der wir die Welt bedeuten. Die Welt ist Paderborn. Das Publikum ist fröhlich. Wir sind im Backstage erschöpft aber glücklich. Dieses Festival ist für uns. Für euch. Nach anderthalb Jahren zu Hause sitzen und warten. Nach fehlenden Gagen und Internetbühnen. Tage voller Variationen und Künstler*innen und Menschen und Mode und Slam Poetry und Fridays for Future und Tanz und Bäume.
Setzen Sie sich – wir blicken zurück.
Auf Interviews mit der Zeitung und Artikel danach, auf Radio und Stellungnahmen, auf Fotos und Posts, auf Instagram und Facebook. Auf »Jetzt hier bewerben« und Ticketverkauf. Unser Logo auf Flyer und Sticker und Beutel. Bunte Masken vor der Nase und Herzbrillen darauf. Kerzen auf der Wiese, Leuchtstäbe an Armen und Seifenblasen im Himmel. Wir blicken zurück auf Kugelschreiberspenden und Gummibärchen, auf Eiskaffee im Backstage und Nüsschen in der Tasche.
Wir blicken zurück auf Nachtflohmarktstände mit glücklichen Menschen, auf Lichter und Essen und Bierchen vom Sputnik. Auf Robotman Kessler, auf DJ und Wandlicht. Auf Schlangen voller Menschen und Stände voller Bücher. Auf Socken und Sticker, auf Pflanzen und Bilder, auf Kaufen und Staunen. Wir blicken zurück auf Pommes mit Rotkohl und Majo und Wein. Auf Kleidung und Vintage, auf Platten und Taschen, auf Schuhe für Babys und Retrosachen. Auf Arbeit davor und auch nachts noch danach. Auf »nur bis halb zwei!« und »Gute Nacht!«
Wir blicken zurück auf einen ganzen Tag Musik. Auf die Fachschaft und Hilfe, auf viel Unterstützung, auf Yoga mit Bier und DJ Pult holen, auf Bulli fahren und Plätze einzeichnen, auf Sicherheitsbelehrung und Feuerlöscher im Backstage, auf Wut und auf Sorge, auf Angst und Verzweiflung. Auf »doch noch geschafft« und dann nur noch Begeisterung. Wir blicken zurück auf Musiker*innen, Gitarren und Schlagzeug, auf Singer-Songwriter und Texte und planlos, auf Dankeschön-Taschen und »Danke zurück«, auf Tornachtwache und Bühnenglück.
Wir blicken zurück auf viel buntes Treiben. Auf Mode und Catwalk, auf Relya Voy, auf Poetry Slam und drei starke Frauen. Wir blicken zurück auf Moderation, auf anheizen, tanzen und sechs Mikrofone. Auf Technik, Entspannung, auf gegenseitiges Vertrauen, auf Videos, Fotos und aufeinander bauen. Auf die Band zum Abschluss und Zumba am Morgen. Wir blicken zurück auf Kritik und auf Lob, auf »alles gegeben und noch mehr bekommen.«
Wenn man mir vorher gesagt hätte, ein Festival zu organisieren bedeutet mehr, als einfach nur ein Festival zu organisieren – ich weiß ehrlich nicht, ob ich das mitgemacht hätte.
Aber ich bin froh, dass ich das gemacht hab. So glücklich über die Menschen, die Erfahrung und den Spaß. So glücklich über jedes Wort, jede Geste, jeden Tag. Glücklich über die Planung und die Aufgaben, den Stress. Glücklich über Zukunftsgedanken und nächstes Jahr. Glücklich über Menschen, alle einzeln und im Team.
Setzen Sie sich. Wir blicken zurück und nach vorne. Auf Staycation, auf Teamwork, auf alle gemeinsam. Auf das, was wir leisten.
Auf eine*r für alle und alle für eine*n.
Sarah Lau
handmade with by netfellows
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